Namibia 1998

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Welwitschia MirabilisÜber den Bosuapass führt die Piste von Windhuk nach Swakopmund ein Stück durch den Namib Naukluft Park. Was da von Weitem aussieht wie ein zerfetzter Autoreifen, offenbart sich bei näherer Betrachtung als eine der Sehenswürdigkeiten Namibias, die Pflanze Welwitschia mirabilis. Den grössten Exemplaren sagen die Biologen ein Alter von über 2000 Jahren nach. Diese resigniert wirkenden Überlebenskünstler gibt es nur hier in der Namib.

Swakopmund beginnt dadurch, dass die Dünen urplötzlich an den Gartenmauern aufhören. Auf der Kaiser-Wilhelm-, der Bäcker- und der Bismarckstrasse fahre ich durch die Stadt. Vom Hotel zum Grünen Baum über das alte Amtsgericht bis zu Müllers Frittenbude - alles Deutsch. Die Krönung des Ganzen ist ein Christkindlesmarkt, auf dem sogar ofenfrische Brezeln zum Verzehr angeboten werden. Zwischen Swakopmund und Walvis Bay kann ich es mir nicht verkneifen, meine Fahrkünste in den allgegenwärtigen Sanddünen weiter zu verbessern, legal oder illegal - egal!

OhrenrobbenAm Cap Cross wäre ich zum erstenmal in meinem Leben froh über einen Schnupfen. Mit zugehaltener Nase stehe ich vor einer etwa 100.000 Leiber zählenden Ohrenrobbenkolonie. Nur teilweise zwei Meter von den Stinkeviechern entfent, beobachte ich ihr lebhaftes Treiben. Schwere Bullen brüllen und prügeln sich, Babys mit grossen Kulleraugen schielen zu mir herüber, während sie an Mamas Zitzen nuckeln.

SpitzkoppeVorbei am Brandberg, der mit rund 2600 m der höchste Gipfel des Landes ist, fahre ich in einem weiten Bogen zur Spitzkoppe, dem "Matterhorn Namibias". Für zwei Nächte schlage ich hier mein Zelt auf und erfreue mich abermals an dem fantastischen Farbenspiel der auf- bzw. untergehenden Sonne. Am meisten beeindruckt mich aber die absolute Ruhe und Einsamkeit. Mir wird wieder bewusst, wie dünn dieses Land besiedelt ist. Mehr als doppelt so gross wie Deutschland hat Namibia gerade so viele Einwohner wie München.

Auf dem Weg nach Norden komme ich mit einem schwarzen Farmer ins Gespräch. Er repariert gerade einen Zaun, den kurz zuvor Elefanten nieder getrampelt haben. Ich folge den Spuren dieser sagenumwobenen Wüstenelefanten, verliere sie aber nach einigen hundert Meter in einem Geröllfeld.

FingerklippDie nächsten Tage sind wieder gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Die Felsgravuren von Twyfelfontein, der pechschwarze "Verbrannte Berg", ein versteinerter Wald, die freistehende Steinsäule "Fingerklipp" und Hunderte formvollendeter Termitenhügel lassen keine Langeweile aufkommen. Zum erstenmal, mit Ausnahme der Städte Windhuk und Swakopmund, habe ich seit Aus bei Lüderitz nach über 3000 km wieder Asphalt unter den Rädern. Alle zehn Minuten kommt ein Auto entgegen. Echt lästig, dieser dichte Verkehr.

Rechtzeitig zu Heilig Abend erreiche ich Tsumeb, wo ich wieder mit Michael und den Ösis verabredet bin. Gemeinsam mit unserem Gastgeber Harald feiern wir Weihnachten. Allerdings etwas anders als gewohnt - als Christbaum dient ein Ast einer Dornakazie und nach der Bescherung wird im Freien gegrillt. Vorbei am Hoba-Meteoriten, mit 55 Tonnen der zweitgrösste der Welt, erreiche ich Roys Camp. Unmittelbar neben den Zeltplätzen befindet sich ein Wasserloch, das am Abend von Elandantilopen und Zebras heimgesucht wird.

Ja wo sind sie denn?Auf der Fahrt durch den Caprivi Streifen warnen grosse Schilder vor kreuzenden Elefanten, aber meine diesbezügliche Pechsträne hält weiterhin an. Ausser ihren fussballgrossen Hinterlassenschaften ist von den Rüsseltieren nichts zu sehen. Bei Katima Mulilo zelte ich in der Zambezi Lodge, direkt am Ufer des gleichnamigen Flusses. Nachts lausche ich dem Gegrunze einiger Hippos, die gemessen an ihrer Lautstärke nicht allzu weit vom Zelt entfernt sein dürften.

Am nächsten Tag passiere ich die Grenze zu Botswana und fahre etwa 50 km durch den Chobe Park. Und wieder Unmengen Elefantenkacke, aber nicht deren Verursacher. Resigniert verlasse ich den Park, und plötzlich, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, stehe ich vor einer Elefantenherde. Die Dickhäuter finden es wohl nicht für nötig, sich an die Parkgrenzen zu halten. In gebührendem Respektabstand beschwere ich mich lauthals bei ihnen, warum sie sich so lange vor mir versteckt hielten. Sie würdigen mir aber keines Blickes. Überhebliche Ignoranten!

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