Über den Bosuapass führt
die Piste von Windhuk nach Swakopmund ein Stück durch den
Namib Naukluft Park. Was da von Weitem aussieht wie ein zerfetzter
Autoreifen, offenbart sich bei näherer Betrachtung als eine
der Sehenswürdigkeiten Namibias, die Pflanze Welwitschia
mirabilis. Den grössten Exemplaren sagen die Biologen ein
Alter von über 2000 Jahren nach. Diese resigniert wirkenden
Überlebenskünstler gibt es nur hier in der Namib.
Swakopmund beginnt dadurch, dass die Dünen urplötzlich an den Gartenmauern aufhören. Auf der Kaiser-Wilhelm-, der Bäcker- und der Bismarckstrasse fahre ich durch die Stadt. Vom Hotel zum Grünen Baum über das alte Amtsgericht bis zu Müllers Frittenbude - alles Deutsch. Die Krönung des Ganzen ist ein Christkindlesmarkt, auf dem sogar ofenfrische Brezeln zum Verzehr angeboten werden. Zwischen Swakopmund und Walvis Bay kann ich es mir nicht verkneifen, meine Fahrkünste in den allgegenwärtigen Sanddünen weiter zu verbessern, legal oder illegal - egal!
Am
Cap Cross wäre ich zum erstenmal in meinem Leben froh über
einen Schnupfen. Mit zugehaltener Nase stehe ich vor einer etwa
100.000 Leiber zählenden Ohrenrobbenkolonie. Nur teilweise
zwei Meter von den Stinkeviechern entfent, beobachte ich ihr lebhaftes
Treiben. Schwere Bullen brüllen und prügeln sich, Babys
mit grossen Kulleraugen schielen zu mir herüber, während
sie an Mamas Zitzen nuckeln.
Vorbei
am Brandberg, der mit rund 2600 m der höchste Gipfel des
Landes ist, fahre ich in einem weiten Bogen zur Spitzkoppe, dem
"Matterhorn Namibias". Für zwei Nächte schlage
ich hier mein Zelt auf und erfreue mich abermals an dem fantastischen
Farbenspiel der auf- bzw. untergehenden Sonne. Am meisten beeindruckt
mich aber die absolute Ruhe und Einsamkeit. Mir wird wieder bewusst,
wie dünn dieses Land besiedelt ist. Mehr als doppelt so gross
wie Deutschland hat Namibia gerade so viele Einwohner wie München.
Auf dem Weg nach Norden komme ich mit einem schwarzen Farmer ins Gespräch. Er repariert gerade einen Zaun, den kurz zuvor Elefanten nieder getrampelt haben. Ich folge den Spuren dieser sagenumwobenen Wüstenelefanten, verliere sie aber nach einigen hundert Meter in einem Geröllfeld.
Die nächsten Tage sind wieder gespickt
mit Sehenswürdigkeiten. Die Felsgravuren von Twyfelfontein,
der pechschwarze "Verbrannte Berg", ein versteinerter
Wald, die freistehende Steinsäule "Fingerklipp"
und Hunderte formvollendeter Termitenhügel lassen keine Langeweile
aufkommen. Zum erstenmal, mit Ausnahme der Städte Windhuk
und Swakopmund, habe ich seit Aus bei Lüderitz nach über
3000 km wieder Asphalt unter den Rädern. Alle zehn Minuten
kommt ein Auto entgegen. Echt lästig, dieser dichte Verkehr.
Rechtzeitig zu Heilig Abend erreiche ich Tsumeb, wo ich wieder mit Michael und den Ösis verabredet bin. Gemeinsam mit unserem Gastgeber Harald feiern wir Weihnachten. Allerdings etwas anders als gewohnt - als Christbaum dient ein Ast einer Dornakazie und nach der Bescherung wird im Freien gegrillt. Vorbei am Hoba-Meteoriten, mit 55 Tonnen der zweitgrösste der Welt, erreiche ich Roys Camp. Unmittelbar neben den Zeltplätzen befindet sich ein Wasserloch, das am Abend von Elandantilopen und Zebras heimgesucht wird.
Auf
der Fahrt durch den Caprivi Streifen warnen grosse Schilder vor
kreuzenden Elefanten, aber meine diesbezügliche Pechsträne
hält weiterhin an. Ausser ihren fussballgrossen Hinterlassenschaften
ist von den Rüsseltieren nichts zu sehen. Bei Katima Mulilo
zelte ich in der Zambezi Lodge, direkt am Ufer des gleichnamigen
Flusses. Nachts lausche ich dem Gegrunze einiger Hippos, die gemessen
an ihrer Lautstärke nicht allzu weit vom Zelt entfernt sein
dürften.
Am nächsten Tag passiere ich die Grenze zu Botswana und fahre etwa 50 km durch den Chobe Park. Und wieder Unmengen Elefantenkacke, aber nicht deren Verursacher. Resigniert verlasse ich den Park, und plötzlich, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, stehe ich vor einer Elefantenherde. Die Dickhäuter finden es wohl nicht für nötig, sich an die Parkgrenzen zu halten. In gebührendem Respektabstand beschwere ich mich lauthals bei ihnen, warum sie sich so lange vor mir versteckt hielten. Sie würdigen mir aber keines Blickes. Überhebliche Ignoranten!